Handeln für eine Welt, in der wir leben wollen
Harald Lesch und Klaus Kamphausen
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Gern lese ich sachbezogene Bücher, die sich mit der Wirklichkeit beschäftigen und nicht nur Fantasieschlösser bauen, sondern zuerst einmal die Dinge beim Namen nennen und konkrete Handlungsempfehlungen aufzeigen. Ich weiß nicht, in welcher medialen Welt Du gerade, lieber Leser, lebst, aber ich habe zur Zeit den Eindruck, dass die Kids, die sich auf den Klimastreiks dafür einsetzen, dass wir endlich einmal etwas zum Erhalt unserer Welt tun, gerade verhöhnt werden. Es ist meine Generation, die es augenscheinlich versäumt hat. Was liegt also näher, als auf unsere Kinder zu schimpfen?
Mainstream-Politiker setzen sich nicht sachbezogen mit dieser Problematik auseinander, sondern verunglimpfen unsere Kinder, weil sie die Klimastreiks innerhalb der Schulzeit durchführen. Dass man einen Streik innerhalb der Freizeit durchführen kann, ist mir persönlich neu. Das können wir ja mal den Gewerkschaften vorschlagen.
Ganz anders sind Harald Lesch und Klaus Kamphausen drauf. Und viele Tausende Wissenschaftler nebenbei natürlich auch, auf dessen Aussagen sich ihre Fakten und Empfehlungen beziehen. Mit eindrucksvollen Zahlen, Daten und Fakten werden die Zusammenhänge in unserer Welt sehr schön anschaulich dargelegt.
Der heutige Konsument möchte auf zwei Gramm Folie, die um sein Gemüse gewickelt wurde, verzichten. Diese Meinung vertritt er gern social-medial, und genau so gern verzichtet er aber nicht auf Flugreisen in den Urlaub, bei dem tonnenweise CO2 anfällt. Die Urlaubsbilder werden natürlich auch gern gezeigt, denn die CO2-Tonnen sind ja unsichtbar. Der Mensch beschäftigt sich scheinbar gern ausschließlich mit Dingen, die er direkt mit seinen eigenen Augen sehen kann. Erst, wenn es einen tonnenschweren Felsblock geben würde, den man dem Fluggast, frisch angekommen auf dem Zielflughafen, an sein Bein ketten würde, dann wäre der Aufschrei groß. Ich überlege gerade, wie die neuen Urlaubsbilder alle so aussehen würden, wenn die Felsblöcke wegretuschiert oder peinlich verdeckt werden würden 😉
Wenn die Welt kapiert, dass wir alle in einem Boot sitzen, auf ein und demselben Planeten, unterhalb des selben schönen Himmels, das selbe Wasser und denselben fruchtbaren Boden benötigen, dann ist plötzlich alles ganz einfach. Versprochen! Dazu müssten nur viele Leute einmal solch ein Buch lesen. Die Förderung von fossilen Brennstoffen, wie Kohle, Erdgas und Öl, wird jährlich mit weltweit mehr als 5 Billionen US-Dollar subventioniert. Die Kosten, die durch die dabei erzeugte Umweltverschmutzung entstehen, sind darin noch gar nicht einbezogen.
Aber was ist wirklich wichtig?
Was erfahre ich aus der Mainstream-Presse? Donald trumpt wieder, Madonna hat sich beim ESC versungen und Fußballergebnisse. Ach ja, das Wetter von morgen noch. Ganz nebenbei werde ich wieder auf den nächsten Krieg vorbereitet. Meistens geht es um Länder, in denen uns die Regierung nicht gefällt. Und zufälliger Weise sind diese Länder auch immer reich an Bodenschätzen, zuallererst natürlich Erdöl. Zufälle gibts 😉 Und an dieser Stelle schließt sich der Kreis. Wie viel Geld, Menschen, Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung bedeutet das überhaupt? Hat das schonmal jemand ausgerechnet? Wie viel wir rausschmeißen, ständig aufrüsten, an mehreren Orten der Welt gleichzeitig Kriegsbrandherde Mensch, Umwelt und alle anderen Ressourcen verballert werden? Und alles nur, um wiederum fossile Energieträger aus dem Boden zu holen, um noch schneller alles in die Luft zu blasen? Wahrscheinlich ist, dass diese Handlungsweise, wirtschaftlich und kurzfristig gesehen, bisher am erfolgreichsten ist (oder besser gesagt war). Wenn an dieser Stelle diesem Handeln der Boden entzogen werden würde, etwa durch mehr Grundlagenforschung, Wissenstransfer von Mensch zu Mensch und in andere Länder (dazu muss man zuerst einmal auf das Problem aufmerksam machen, was die klimastreikenden Kids gerade tun). Lesch und Kamphausen gehen noch ein Stück weiter und zeigen bereits bestehende Projekte, die erfolgreich getestet wurden oder sogar betrieben werden. Ja, es gibt Möglichkeiten, in Afrika Strom zu erzeugen und unter nur geringen Verlusten nach Europa transportieren zu können. Warum scheitert das gerade? In Europa ist natürlich der Energiemarkt mit Anbietern übersättigt, wie alle anderen Branchen auch. Wenn also Kraftwerksbetreiber den gesamten Markt bereits erfolgreich versorgen, und das auch noch subventioniert, warum sollte sich das dann ändern? Riesig große Betriebe, die Zulieferer sind, haben ebenfalls kein Interesse, an dieser Situation etwas zu ändern. Es ist genau umgekehrt. Die Verschärfung der Situation ist für alle genannten Marktteilnehmer positiver, denn steigender Bedarf bedeutet steigenden Absatz und das ist die Grundlage für steigende Gewinne. BWL-Konformität bedeutet also an dieser Stelle nicht gerade langfristig ausgerichtete Menschen-Konformität.
Also wenn Du manchmal denkst, dass Du Dich allein auf der Autobahn fahrend siehst und Dir öfters alle entgegenkommen und Du fast schon an Deinen Gedanken zweifeln möchtest, dann lies einfach dieses gute Bucht. Es wird Dich und Deinen Kopf entlasten.
Einfach wird es nicht. Das sagen die Autoren. Ich finde die Praxisbezogenheit des Buches sehr toll. Was wäre eigentlich, wenn Deutschland das erste Land sein würde, das diese Probleme lösen konnte? Wäre das nicht ein wirtschaftlich megagenialer Exportschlager? Und würde das dann vielleicht auch eine Möglichkeit der BWL-Konformität sein? Positiv und langfristig ausgerichtet noch dazu?
Motivierende Grüße sendet
Andreas
Bildnachweis: © 2018 Penguin Verlag