Eastbourne, Pevensey⁩, East Dean⁩, Urlaub, England, Land erkunden, Reisebericht

2 • Eastbourne, Pevensey⁩, East Dean⁩

Unsere zweite Station führt uns nach Eastbourne⁩ in England in ein kleines Häuschen, nicht ganz so neu, aber dafür sehr liebevoll und detailreich ausgestattet. Wir sind zwar nicht weit vom Strand entfernt und doch schon in einer kleinen Wohngegend, in der sich alle Häuser irgendwie ähneln. In den Vorgärten lächelt uns jeweils der berühmte englische Rasen entgegen, auch haben die Menschen hier etwas für große Blumen und Sträucher übrig, die ebenso sehr gepflegt aussehen.

Für so viele Häuser und auch Autos sehen wir hier echt wenig Menschen. Arbeiten alle? Bestimmt. Es müssen ja nicht alle Urlaub haben, wenn wir Urlaub machen. Das ist schon ganz gut durchdacht von den Anderen 😉

Zuerst gehen wir natürlich an den Strand. Schauen, ob das Meer wirklich an Ort und Stelle ist. Ja, es ist. Aber irgendwer hat hier überall Steine hingelegt. Extra für uns? Das kann schon sein. Ich bezweifle das aber schnell, als ich mir diese schiere Menge so ansehe. Als Geschäftsleut kommt mir gleich ein Gedanke – die Kieselsteine hier sehen so schön aus, die wollen bestimmt ganz viele Leute in Deutschland haben. Juhu – schon wieder eine Geschäftsidee entwickelt.

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Ob man das überhaupt darf oder ob das Vereinigte Königreich etwas dagegen hat, wenn man die Strände etwas von den Kieselsteinchen beräumt? Bestimmt geht das, denn sie haben ja so viel davon. In der Türkei ist das ja anders. Da ist es verboten, Steinchen als Souvenir mitzunehmen. Darauf steht auch eine hohe Strafe und ich weiß, dass Diana immer etwas Schiss auf der Rücktour hatte, denn von überall muss sie einfach immer einige Steinchen mitnehmen. Die liegen dann schön in unserem Bad auf der Fensterbank drapiert. Manchmal sprechen wir über die Touren, an die wir uns gern erinnern. Wir sind uns nur oft uneins, welcher Stein wirklich von welchem Ort stammt. Aber egal – die Erinnerung zählt und da hat Diana wirklich Recht, das sind sehr schöne Ankerpunkte, an denen man tolle Zeiten festmachen kann. Also so auch einmal in der Türkei, denn das muss ich Euch unbedingt mal erzählen, was uns passierte. Ist wirklich der einzige negative Zwischenfall, den wir im ganzen Leben erlebt haben, aber etwas lustig noch dazu. Wir gehen durch die Kontrollen und Dianas Schweißperlen auf ihrer Stirn muss niemand bemerkt haben, weil sie schon durchgewunken wurde. Aber ich bin dran. Sehe ja auch aus, wie ein richtiger Verbrecher. Mir gegenüber steht ein bewaffneter Mann, der so richtig wie ein Soldat aussieht. Er spricht mich an, sehr laut und deutet immer auf meine Tasche, die ich ja schon offen hatte. Irgendwie fühle ich mich voll beleidigt, weil er mich ständig in Türkisch volllabert und auf meine Tasche deutet. Ich frage, ob er, wenn er schon kein Deutsch spricht, vielleicht in Englisch etwas sagen kann, da kippt er meine Tasche aus und der oben liegende Laptop knallt ziemlich heftig auf den Tisch. Ich denke schon, das wars dann für dieses tolle Stückchen, was ich auf meinen Reisen gern mitführe. Irgendwie lässt er dann ab, ich packe meinen Kram zusammen und watschele hinter Diana in einer Menschenreihe weiter. Der Weg schlängelt sich so cool, dass wir in einem Gang direkt wieder an diesem Typen vorbeikommen. Als wir uns quasi direkt gegenüberstehen, brabbele ich ihn richtig voll und das in einer Kunstsprache, die ich soeben entwickelt habe. Quasi die nur ich verstehe. Sie hört sich genau so türkisch an und es quillt aus meinem Mund in genau demselben Ton, ja vielleicht noch einen kleinen Tick schärfer, als der Typ mich vollgesabbert hat. Uns trennt nur so eine Scheibe, von der ich nachher behaupte, dass sie schussfest ist. Ich bekomme trotzdem von Diana eine verbale Abreibung und ja, so etwas macht man nicht, aber irgendwie musste ich das in diesem Moment mal loswerden 😉

Also diese tolle Geschäftsidee könnte man in der Türkei sicherlich nicht durchziehen. Wenn da alle Touris nur einen Stein jeweils mitnehmen, dann ist ja auch sehr wahrscheinlich, dass rucki zucki alle Strände leer sind. Da würden dann unendlich große Löcher entstehen. Ganze Küstengebiete würden einbrechen. Man mag sich das Spektakel gar nicht so richtig ausmalen. Wahrscheinlich ist, wenn durch den Sog der fehlenden Steine schon die Küsten in sich zusammenbrechen, dass dann dadurch eine Kettenreaktion in Gang gesetzt werden würde. Quasi wie bei einer Reaktor-Kernschmelze. Der Supergau! Die ganze Welt würde in sich zusammenbrechen und sehr wahrscheinlich ist, dass genau an dieser stelle ein schwarzes Loch entstehen würde, was dann letztendlich zum Kollaps unseres gesamten Universums führen würde. Ich höre jetzt auf – mir wird schon ganz schwarz vor Augen.

Aber an dieser tollen Geschäftsidee wird noch gearbeitet. Versprochen! Aber erst später. Wir wollen ja relaxen.

Steine

Vor dem Relaxen kommt der steinige Strand. Wer sein Fahrrad liebt, der schiebt. Wer seinen Wauwi liebt, der trägt ihn über diese Steine, denn das ist nix für solch kleine Pfoten, aber weiter unten geht es, da werden die Steinchen kleiner.

Wir unternehmen ausgedehnte Spaziergänge. Einmal nach rechts, einmal nach links. Viel mehr ist am Meer ja auch nicht möglich, wenn man gleichzeitig das schicke Nass sehen möchte. Weil uns das schnell etwas zu eintönig erscheint, fahren wir einige Kilometer in Richtung Stadt. Und dort sammeln wir wieder viele neue Eindrücke. Die Häuser sehen hier anders aus. Das ist hier wahrscheinlich wie in Deutschland. Der Stadtkern ist ja historisch gewachsen und wird gepflegt. Die Siedlungen erhalten andere Bebauungspläne und die Menschen verfügen dort über mehr Fläche. Trotzdem sieht die Altstadt immer irgendwie sehr schön aus. Viel zu kleine Gassen, die immer zugeparkt sind, wenn man dort keine Fußgängerzone einrichtet. Hier ist es so, dass man die Gassen zum Abstellen der Fahrzeuge nutzt. Der öffentliche Parkplatz am Strand ist dagegen leer. Parken kann man eigentlich überall. Wir richten uns einfach nach den Eingeborenen. Das kann nie ganz falsch sein, denken wir uns einfach. Sehr schön ist, dass man in den Straßen offensichtlich stehen kann, wie man möchte. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man es gewohnt ist, alle ordnungsgemäß in Reihe und Glied, zudem in eine einzige Richtung ausgerichtet, stehen zu sehen, wenn es zum Beispiel eine Einbahnstraße ist. Wir parken also auch, wie es möglich ist und dürfen sagen, dass wir nie irgendwo eine Parkschein hinter unseren Scheibenwischern finden konnten. Entweder sie sind hier so touristenfreundlich, oder wir standen halt immer korrekt ?

Am Strand angekommen, tauchen wir in eine vor aktiven Menschen pulsierende Promenade ein. Man skatet, joggt und spaziert hier so herum. Auch an diesem Strand hat man Parkbänke nur für ganz bestimmte Leute aufgestellt. Ganz kapiert habe ich die gesetzlichen Bestimmungen dazu noch nicht, aber ein grobes Muster ist klar erkennbar. Also zuerst einmal dürfen sich Leute erst ab eines bestimmten Alters setzen. Und die Leute erfüllen immer dieselbe Aufgabe, nämlich Möwen füttern. Auch wird es Vorschriften geben, womit die Möwen gefüttert werden müssen. Ich hab nämlich noch nie gesehen, dass Muscheln oder Schnecken gefüttert werden, denn das wäre ja eigentlich artgerecht. Die Gesetzesverfasser sind bestimmt keine Naturfreunde und kennen sich damit eben nicht aus, aber das kennen wir ja auch aus beliebig anderen Ressorts, in denen auch komischer Weise immer Leute am Machen sind, die offenbar gar keine Ahnung von dem haben, was sie da eigentlich tun. Warum solls also in England anders sein? Vielleicht gehört das Möwenfüttern auch zu den Gründen, warum Großbritannien aus der EU heraus will. Solche komischen Gesetze würde ich nämlich auch nicht wollen. Da muss man sich schon etwas nach außen hin abschotten.

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Historisch gesehen haben sie da ja einiges an Erfahrung, wie wir einige Meter weiter sehen können. Dort gibts eine mächtige und gut erhaltene Festung zu sehen ?, die wir uns auch gleich einmal anschauen. Hier kann man überall herumgehen und viele Kanonen bestaunen. Ich finde bemerkenswert, wie die so aufgestellt und gelagert wurden, kann nämlich kreisrunde Schienen erkennen, die früher bestimmt gut gefettet wurde. Wenn der Kanonier dann früher sagte, 2° linkser oder rechtser oder so, dann konnte man das so bestimmt richtig gut ausrichten. Mensch im Kaputtmachen waren die Leute immer schon sehr findig ?

Aber was will man machen, wenn man auf einer Insel lebt, weckt das bestimmt Begehrlichkeiten. Und wenn dann so ein Captain Jack Sparrow heranschippert, setzt man ihm gern schonmal zur Begrüßung eine Schuss vor den Bug. Aber solch eine große Insel zu besetzen stelle ich mir auch ziemlich stressig vor, denn ganz so klein ist sie ja nicht. Und wer kann schon so viel Wachpersonal tarifgerecht entlohnen?! ?‍♂️?

Diese Festung ist jedenfalls sehenswert. Echt beeindruckend, wenn man so etwas richtig begehen kann und sieht, wie man früher lebte, denn auch Familien haben hier teilweise mit gelebt, Feste wurden gefeiert. Das wird alles schön auf Schautafeln erklärt.

Nebenan gibts heute ein aktuelles Fest. Was gefeiert wird, können wir gar nicht sagen. Wir gehen einmal davon aus, dass man uns als ehrenwerte Gäste begrüßen möchte. Wir fühlen uns auch geehrt. Aber die Livemusik ist Diana zu laut und auf den Rummel wollen wir kein Geld verbrennen. Also weiter in den noch älteren Stadtkern. Er liegt noch etwas weiter in Richtung Festland. Überhaupt fällt mir zwischendurch auf, wenn ich immer einmal so in den Satellitenbildern herumstöbere, dass die Menschen früher über ein ausgeprägteres Sicherheitsverlangen verfügt haben müssen, als wir heutzutage, denn man baut die Häuser überall immer näher an den Meeresstrand heran. In Deutschland kann man das ebenfalls gut beobachten. Alte Häuser, die früher einen schicken Meerblick hatten, stehen meistens weiter auf dem Land, denn Meeresblickliebhaber haben – zack – schnell mal ne ganze Reihe neuer Häuser davor errichtet. Schade nur, wenn wiederum noch neuere Häuser davor gebaut werden. Tja, dann ists auch für den vorletzten Häuslebauer mit dem schönen Meeresblick vorbei, aber es findet sich bestimmt auch noch jemand, der das halbe Haus dann auf Stelzen hinein ins Meer baut. Gibts ja auch schon in den USA. Aber man muss sich ja nicht alles zum Vorbild nehmen. Fastfood und Kriegmachen genügen da schon völlig. Mist! Ich bin von der schönen Altstadt abgeschwiffen ? Und sie ist wirklich sehr schön und natürlich alt. Ein Haus fällt uns hier gleich ins ?. Der findige Geschäftsmann hat hier einen Teil des großen Zifferblatts aus Smallville (»Zurück in die Zukunft«) geklaut und auf seine Fassade gebastelt. Echt toller Einfall ?

Nicht ganz so toll finden wir die gerade frischen Arbeiten im Zentrum. Wir nehmen an, dass es der wirkliche Kern der Altstadt einmal war, denn der altehrwürdige Bahnhof grenzt hier an und irgendwie müssen sich auch hier alle international abgesprochen haben. Meistens liegt der nämlich im Zentrum. Die Bauarbeiten scheinen kurz vor dem Abschluss zu stehen. Hier sieht alles wie eine riesig große Fußgängerpassage aus. Bauzäune stehen teilweise herum und womit man hier nicht rechnet, sind Autos. Große Autos. Ich werde von einem Bus angehupt, aber ganz freundlich ?. Du glaubst jetzt nicht, dass man freundliches Hupen identifizieren kann? Doch, das kann man. Auch da haben sich internationale ungeschriebene Regeln durchgesetzt. Einmal sehr kurz gehupt bedeutet: »Hab dich gesehen, du Träumerle, mach aber, dass du dich demnächst mal schnell verdünnisierst!«. Zweimal kurz hintereinander gehupt bedeutet, dass der Fahrer noch so etwas Lustiges in seine Aufforderung legt. Das ist also noch freundlicher, aber nicht zu verwechseln mit dem dreimaligen Hupen, welches auch nur ein ganz Bisschen länger in den Intervallen ist, aber das ist böse, sogar sehr böse gemeint. Auch das einmalige, lange Hupen ist böse und verächtlich zugleich. Aber wie gesagt, das hier war sehr freundlich und ich habe dem Fahrer auch eine kurze Rückmeldung gegeben, dass ich ihn gehört habe ??

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Jetzt kann ich meine Aufmerksamkeit aber wieder voll auf die Fassaden lenken und sie sehen hier so aus, naja, wie man das eben aus jeder größeren Stadt so kennt. Der Architekt hat sich ausgetobt und etwas Neues probiert, aber letztlich sieht alles irgendwie immer gleich aus. Graue Betonflächen, die irgendwie immer krumm sein müssen, abwechselnd mit großen Schaufensterflöchen, die immer gerade sein müssen und hinter denen sich auch immer und überall dieselben großen Marken verbergen. Naja, aber das liebe Geld benötigt wahrscheinlich auch Eastbourne. Aber viel von uns bekommen sie an dieser Stelle nicht, denn wir beschließen, hungrig und durstig zu sein und suchen uns ein Plätzchen in bekannter, altehrwürdiger Fassadengegend. Hier kommt ein wertvoller Reisetipp, was das Erbeuten von Nahrung angeht. Amy hat schnell etwas Veganes ausgemacht, Diana bestellt etwas Süßes, ich bin weder Veganer, noch richtiger Vegetarier. Aber Diana & ich mögen lieber die fleischlose Kost. Schmeckt meistens nicht nur lecker, ist zudem sehr variationsreich und liegt gar nicht schwer im Magen. Wer will sich schon vollknallen, um danach hoch motiviert weiterzulaufen? Also ne Gemüsepizza bestellt. Pizza Peperoni. Hey mann und das hab ich schonmal in Schweden so bestellt und den gleichen Unsinn auf den Tisch gestellt bekommen. Da sind wir Deutschen etwas zu strikt ausgerichtet. Peperoni ist für uns ein scharfes Gemüse ?, aber überall woanders ist das ne Schlackwurst. Vorteil, wenn man so etwas auf eine Pizza legt ist, dass durch die thermische Einwirkung gleich das ganze Schweinefett auf die Pizzaoberfläche läuft. Schön heiß, dünn und kross auf einem Steinboden gebacken ist der Boden auch sehr saugfähig ?

Naja, auch so einen Teller kann man mal unberührt stehen lassen. Ich begnüge mich mit einem Bier. Das ist wirklich sehr lecker, aber haut mich fast um, denn zum heißen Sonnentag und den wahrscheinlich bereits absolvierten 12.000 Schritten habe ich ja einen leeren Magen. Aber um so lustiger wird die ganze Situation. Ihr wisst ja – immer positiv denken ???

Amy führt uns, nachdem wir noch weiter erkundend durch die Straßen gezogen sind, zum Peer. Ein Dingsda, auf Stelzen stehend. Schön weit ins Meer hineingebaut. Eine tolle Sache, wenn man einmal trocken über dem Meer sein möchte, ohne eine Dampferfahrt buchen zu müssen. Hier promenierte man bestimmt schon vor einem Jahrhundert. So auch jetzt, aber meine lieben Damen haben natürlich ihre weißen Spitzenkleider samt Hut und Sonnenschirm vergessen. Naja, ich gehe auch ohne Zylinder und Monokel ? und insgesamt fallen wir gar nicht so auf ?

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Der letzte Tag in Eastbourne ist angebrochen und auch hier folgen wir treu Amys Programm. Es war bislang nie eintönig. Auch sportlich gesehen hat sich zwischendurch eher einmal mein linker Fuß gemeldet, also quasi eine kurze interne Warnmeldung ausgegeben. Nachdem mir Amy erklärt, wie ich das mal per App im Handy mit meinen Wanderungen im normalen Büroalltag vergleichen kann, tue ich das jetzt täglich und freue mich natürlich über Leistungssteigerungen. Also wenn ich sonst so durchschnittlich 0,15 km per 206 Schritten kaufe, dann sind es jetzt schonmal so knappe 14 km und 22.000 Schritte. Beschwichtigend muss ich aber sagen, dass wir hier ständig mit dem Telefon umherlaufen, zu Hause aber nicht. Und wenn man mal zählt, wie oft ich zum WC oder der Kaffeemaschine gehe, ohne das Handy dabei zu haben, ja da werden schon etliche Kilometer nicht mitgezählt. Das glaube ich jedenfalls ganz fest.

Der letzte Tag also führt uns noch einmal einige Kilometer von Eastbourne weg, hin zu einer richtigen kleinen Touristenattraktion. In East Dean gibts eine Küstenregion, die wirklich surreal wirkt, egal aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet. Hier gibt es endlose Kreidefelsen, die sich am Meer entlangschlingen. Sie bilden selbst schöne wiederkehrende Wellenformen, oben grün, mittig knallig weiß und unten steinig. Hin zum Meer haben die Steine Formen, die man von Lavainseln kennt. Diese hier sind größtenteils von Algen überwuchert. Auch das ist wiederum ein schöner Kontrast. Oben angekommen, findet man alles, was zu einer Touristenattraktion gehört. Parkplatz, Toilette mit angeschlossenem Restaurant und einige Häuser. Die Natur hat auch hier wieder die Abbruchkante gefährlich nahe an die Häuschen gesetzt. Ich denke spätestens in zehn Jahren werden die Hausbesitzer mal ein ernstes Wörtchen mit ihr wechseln. Was erlauben … und so weiter ?

Dort, wo der Berg (oder Hügel) des Kreidefelsens am höchsten ist, ist auch der Rasen richtig plattgetreten. Zu einer Touristenattraktion gehören nämlich Menschen. Ganz viele davon. Sieht man hinab, könnte man noch denken, es handelt sich hier um eine Ameiseninvasion, aber ? machen keine Selfis.

Nach unten gibt es eine bequem gebaute Treppe. Unten schauen wir, dass wir es verletzungsfrei über die schicken Lavasteine zum Wasser schaffen. Diana trägt Wauwi und setzt ihn erst dort ins Wasser, wo auch wieder dieser international anerkannte und hochgelobte feinkörnige Sanduhren-Sand liegt. Um mich kümmern sich die Mädels indes nicht. Ich werde nicht nur nicht getragen, sondern muss mir ganz allein meine Route hin zum begehrten Nass suchen. Auch ich schaffe es, wenn auch mit etwas Verspätung, denn ich scheine ein höheres Sicherheitsbedürfnis zu haben und meine selbst gewählte Route führt mich dadurch natürlich etwas großräumiger um Steine, die nach echt hässlichen Knochenbrüchen samt schwerer Abschürfungen quasi allein schon durch ihr Herumliegen schreien. Angekommen erfahre ich, dass wir noch viel weiter gehen müssen, denn es gibt noch solch einen Leuchtturm. Aha. Einen Leuchtturm also. Wahrscheinlich handelt es sich um genau so einen Turm, den man schon tausendmal gesehen hat im Leben. Irgendwie sehen die ja auch alle gleich aus. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht. Darum heißen sie ja auch Leuchtturm und nicht Fernsehturm oder Wirbelsturm. Das Letztere ist nun wirklich nicht mit einem dieser Turmgattung zu verwechseln. Aber naja, wir denken alle positiv und ja, wir tun auch wieder etwas für unsere Gesundheit und laufen los. Wir laufen und laufen, aber finden nirgends diesen Leuchtturm. Schnell stellt sich heraus, dass der Turm entweder zu dicht an der Abbruchkante gebaut wurde und nach unten gefallen ist, oder man hat ihn wirklich dort gleich gebaut, was mir persönlich schleierhaft ist, denn einen Leuchtturm baut man doch möglichst weit oben, damit die umherirrenden Schiffsführer das Licht möglichst weithin sehen können. Es sei denn, man hat von vornherein wieder einmal eine dieser Touristenattraktionen geplant, ohne uns persönlich vorher Bescheid zu geben. Das kann natürlich auch einmal sein. Oben angekommen ist es jedenfalls wieder einmal ein wunderschöner Ausblick, der nur wieder durch selfiemachende Menschen gewürzt wird. Eine Stelle sieht sehr gefährlich aus, aber weil dort ein Fahrzeug der Küstenwache steht, traue ich mich auch einmal dorthin. Und aus dieser Perspektive gesehen, kommt es einem gar nicht mehr so gefährlich vor. Was die Küstenwache hier macht? Zwei schauen angestrengt und ununterbrochen per Fernrohr in eine Küstenregion. Ich denke mir so, dass hier wohl öfter etwas passieren wird, denn ich sehe wirklich viele Leute, die sehr nahe an den Kanten stehen oder sitzen und hinabschauen oder Fotos machen. Ok, ich auch einmal, aber das war nur eine kleine Ausnahme, denn ich hab ja etwas gesunde Höhenangst, die mich vor solche Situationen schützt (immer positiv denken ?).

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Überhaupt fallen uns die unterschiedlichen Herangehensweisen auf, die Naturschutzgebiete, Steilküsten etc. betreffen. In Deutschland wäre alles abgesperrt, Zutritt gäbs nur nach Weisung (und Eintrittsgeld), dafür findet man überall Hunde-?. Hier gibts Hinweisschilder, die einfach einmal ansagen, dass Hunde nicht an der Leine geführt 500 £ Bußgeld kostet und einen ? liegengelassen, gleich einmal 1.000 £.

Hingegen findet man an einer Klippe ein Hinweisschild, auf der geschrieben steht, was man im Falle eines Unfalles machen soll. Also rufen sie diese Nummern hier an, geben sie ihren genauen Standort durch und beschreiben sie bitte ihren Unfall der Coastguard. Ja, also wenn ich runterfalle und unten dieses Schild lese, dann ist das echt hilfreich, solche Hinweise zu lesen. Egal – hier wird anscheinend an einer Stelle an das Gewissen des Menschen appelliert, dass er selbst auf seine Gesundheit ganz gut achten kann, und auf der anderen Seite glaubt man seinem Instinkt nicht so, was die Reinlichkeit angeht. Irgendwie Recht haben sie, die Briten, wenn ich da an unsere vollgekackten Wege denke, die es zuhauf gibt. Trotzdem denke ich, wenn ich manche Kanten so von der Seite betrachte, dass einige schon übersät mit Rissen sind, über gut ausgewaschene Ecken verfügen und wenn man oben das Plateau betrachtet, fallen einem hin und wieder leichte Höhenunterschiede auf, die darauf hindeuten, dass es dort schon einmal eine vertikale Bewegung gab. Bei den Cliffs Of Moher, auf denen wir schon in Irland wanderten, viel uns eine solche Stelle auf. Da darf man aber sagen, dass es sich um ein ganz anderes Gestein handelt. Wahrscheinlich dauert es hier zehntausende von Jahren, ehe sich hier etwas bewegt. Jedoch Kreidefelsen …

… das hört sich doch so schon etwas weicher an. Naja, aber auch das überlassen wir wieder lieber Fachleuten, die richtig Ahnung davon haben. Also die zumindest irgendwie auf diesen Posten gelangt sind, auf dem sie eigentlich etwas tun sollten, möglicherweise auch wollen ? Wenn man es sich recht überlegt und solch ein Teil wirklich einmal mit drei selfimachenden Personen abschmiert, dann bedeutet das vielleicht, dass so etwas alle zwanzig Jahre einmal geschieht. Wahrscheinlich wird das dann in der Lokalpresse einmal erwähnt, aber verglichen mit dem sichersten Verkehrsmittel, über das wir verfügen, das Flugzeug, wird das Wandern an Klippen und Steilküsten immer noch weit sicherer sein als die Fortbewegung in einer CO2-Schleuder ?

Außerdem machen ich mir schon wieder viel zu viel einen Kopp um Andere – wir wollen uns doch hier erholen!!! Und wir 8en zumindest darauf, dass wir unsere Beine nicht über die Abhänge baumeln lassen ?

Abends gehen wir einmal die Hafenanlagen von Eastbourn begutachten. Ja, sie sehen sehr schick und teuer aus. Kreative Yachtbesitzer, die sich einfallsreiche Namen ausdenken gibt es hier jedenfalls zuhauf. Wir kommen an einer Yacht vorbei, auf der mehrere ältere Leute anscheinend feiern. Irgendwie kommt mir das persönlich etwas surreal vor, denn einige Meter weiter scheint ja ihre Unterkunft zu sein. Hab das aber schonmal an der Ostseeküste sehen dürfen und fand es dort auch seltsam. Ich überlege gerade, wie wir uns alternativ verhalten könnten, wenn wir zu Hause ankommen, auch wenn wir keine Yachtbesitzer sind. Wir parken unser Auto einfach direkt vor unserem Haus und steigen abends dort hinein, nehmen ne Pulle Sekt mit und freuen uns darüber, welch seltsame Blicke wir von vorbeieilenden Leuten ernten werden ?? Klasse Idee beschließe ich meinen Gedanken, verrate es aber nicht sofort meiner Familie. Es soll halt auch mal hin und wieder Überraschungen geben ????

Wir machen eine große Runde um den gesamten Hafenbereich herum ?. Auf der Rücktour öffnet sich vor uns die Schleuse, um zwei Yachten ins Innere führen zu können. Wir warten das Spektakel einmal ab. Nach einer kurzen Weile wird es uns doch schnell langweilig und wir schauen zur anderen Seite der Schleuse und ich behaupte, dass sich die genau dann öffnen wird, wenn wir losgehen würden. Naja. Wir warten und warten, nach weiteren zehn Minuten beschließen wir doch, loszusprinten und falls sich das Tor doch schon etwas öffnet, eben zu springen, wenn wir in der Mitte ankommen. Leider öffnet sich nichts und wir passieren das Tor einfach so. Landeier eben, die noch nie ne Schleuse in Aktion gesehen haben ?

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Etwas weiter beginnt ein wirklich herrlich angelegtes Wohnareal, was anscheinend ebenfalls irgendwie zum Hafen gehört. Rechts, links, vorn und hinten werden die Wege durch Hausreihen gesäumt, die sich so dahinschlengeln. Genau, wie ein mittig angelegter Pool, der terrassenförmig Ebene für Ebene weiterführt. Wir staunen, bis wir ein Schildchen sehen, auf dem zu lesen ist, dass das hier kein Pool ist. Man darf dort nicht drinnen schwimmen. Auch handelt es sich hier nicht um Trinkwasser. Dort, wo sich die beiden kleinen Pool-Terrassen-Flüsse zentral begegnen, hat der Architekt einen Springbrunnen platziert. Alles ist wirklich sehr schön anzusehen. Auch ist in solchen Abendstunden die erhöhte Luftfeuchtigkeit echt angenehm. Aber was, wenn man da wirklich nicht drinnen baden kann? Das wirklich nicht weiter nutzen kann, sondern nur ansehen. Na und hören. Also ich müsste nachts ständig zum Klo bei den Geräuschen. Ich würde Beschwerde einreichen. Oder am besten doch alles irgendwie umkonstruieren, dass man darin wirklich baden kann ??‍♀️. Auch hier stellt fallen einem schnell Situationen ein, in denen es dem Architekten peinlich werden könnte. Eine Mutti lässt ihr Baby beispielsweise dort krabbeln. Was wird das Kind tun? Na zum Wasser hinrobben. Das steckt ja in uns Menschen tief drinnen. Burgen und Schlösser, Städte und Häuser werden eben am Wasser gebaut. Wenn ich so etwas habe, muss ich auch dafür sorgen, dass man dort hinein kann. Oder das hier ist eine Altensiedlung ganz besonderer Menschen, die nichts mehr mit kleinen Kindern anfangen wollen, sich weder bewegen, noch gern einmal Spaß haben. Das kann ich mir aber gewiss nicht denken, denn die Leute, die wir hier so gesehen haben, machen alle einen frohen Eindruck auf uns. Naja, mindestens ein Rätsel werden wir also schonmal mit nach Hause nehmen dürfen.

Auf dem Weg in unsere Unterkunft kommen wir noch an sehr schön gestalteten Flächen vorbei und einer ganz besonderen Häusergruppe. Es scheint, als würde es sich hier um Reihenhäuser handeln, aber auf der einen Site sehen wir, dass Fenster zugemauert und nur durch Formen angedeutet sind. Wahrscheinlich sieht es hinter den Fassaden ganz anders aus, als man es sich denkt. Das ist ne coole Idee, alles in den Innenraum zu leiten und nach außen traditionell zu wirken. Wahrscheinlich werden auf der einen Seite mit den geschlossenen Fassaden der Hausanschlussbereich oder Garagen geschickt kaschiert. Echt cooler Einfall ?

Heute ist es echt spät geworden. Wir sind schon müde und beschließen schnell noch etwas vom Supermark zu besorgen, bereiten uns ein Schnellmenü zu und flitzen fix ins Bettchen, um alles vom Tage schick verankern zu können ?.

Amy hat uns für heute einen komischen Ort aufgegeben. Komisch, aber wir lachen gar nicht. Der Tag beginnt auch irgendwie richtig Scheiße. Ich fahre auf der falschen Seite los, bis Diana fragt, ob ich nicht besser links fahren sollte. Später dann fahre ich fast in den Gegenverkehr hinein. Ich hab das Auto wirklich nicht gesehen. Irgendwie hat man so einen Rundumblick und aus Deutschland gewohnt bin ich den Schulterblick nach rechts hinten, denn da hat man so ein ungutes Gefühl, aber nach vorn ist natürlich noch viel wichtiger. Ich weiß nicht – vielleicht war es auch etwas überhöhte Geschwindigkeit oder so, jedenfalls habe ich das Auto nicht gesehen, aber dafür um so mehr Dianas Schreien gehört. Und puh, das ging nochmal gut. Nach einem kurzen Stopp, an dem ich erst einmal aussteige und etwas durchatme, fahren wir weiter in die Old Town und spazieren so herum. Irgendwie sieht das hier alles nicht so aus, wie wir uns das vorstellen. Eine Kirche, die grau, kahl und kalt über umliegende Gräber wacht, bringt in uns jetzt nicht so eine Stimmung ins Rollen. Das Wetter stellt sich auf die Seite der Kirche und umringt alles mit grauen großen Wolken.

Nachdem wir einen Fluss suchen, den es nicht zu geben scheint, beschließen wir weiterzufahren und kommen an ein so richtig schönes Burggelände, in Pevensey⁩, Nähe Westham gelegen. Gleichzeitig dreht Gott wettertechnisch alles ins Positive und wir sind wieder guter Laune. Ja und das sehr große Gelände sieht wirklich wie in Ritterfilmen aus. Ok hier und dort noch einige Megatonnen ausgebessert und aufgefüllt, würde es natürlich noch viel besser wirken, aber das ist schon toll, so etwas sehen zu dürfen. Ein gutes Gelände für altertümliche Feste, wie wir zu meinen beschließen. Schon wieder eine tolle Geschäftsidee. Mann, wo das noch hinführen wird …

RitterBurg

Abends zieht es uns unbedingt noch ans Westend von Eastbourne. Zwischendurch halten wir noch an Kirchen und solchen Sachen, aber irgendwie hab ich die Nase voll von solchen Sachen und fotografier dort auch nichts mehr. Solche Sachen haben eine komische Wirkung auf mich, die mich trotzdem nicht lachen lassen ?

Ganz anders wirkt der Strand am Eastend. Zuerst einmal ist die Promenade so ellenlang und toll gebaut, dass man denken könnte, das sollte bestimmt einmal eine Autobahn werden. Zur Landseite sieht man immer einmal wieder kleine Aufgänge, Wege, die schmal, aber gut befestigt nach oben führen und von denen man immer eine gute Aussicht aufs Meer hat. Wir gehen aber weiter. Das scheint noch einige Kilometer anzudauern, so wirkt der Weg jedenfalls. Das letzte Ende wird richtig cool, denn nun gehts steil bergauf. Zwei verrückte Skater rauschen an uns vorbei, die sichtlich Spaß haben. Oben werden wir von einem sehr schönen Golfplatz in Empfang genommen. Wieder mit diesem berühmten englischen Rasen belegt und umsäumt von vielen bunt blühenden Sträuchern ? Weiter oben gibts ein Toilettenhäuschen, was so gar nicht nach Toilettenhäuschen aussieht. Irgendwie Römisch. Schicke Säulen und Ornamente zieren das ziemlich große Gebäude. Hm. Dreimal geschaut, ob das wirklich nur für den Toilettenbesuch gedacht ist und ja, Damen links, Herren rechts, sonst nix. Hätte ja zumindest noch sein können, dass noch ein Wellness-Bereich für Hunde und Katzen integriert wurde oder gendergerecht für Terminatoren und Terminatorinnen oder nur Terminöre noch vorgesehen wurden.

EastEnd von Easbourne

Außerdem müssen wir an morgen denken, da geht es in der Frühe los zum nächsten Zielort, East Preston.

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