… sind jährlich in Japan zu beklagen (Quelle: Deutschland-Radio). Wenn man solch eine Zahl hört, denkt man unweigerlich an ein schlimmes Unglück – ein katastrophaler Vulkanausbruch oder ein Super-GAU eines Kernkraftwerkes, aber nein, diese Zahl beruht einzig und allein auf dem Arbeitsalltagsleben und das wiederum auf eine überaus traditionsreiche Kultur, für die die lieben Japaner weltweit bekannt sind. Pflichtbewusstsein, Ordnungssinn, viele Tugenden ragen nicht nur in die Arbeitswelt hinein. Ich habe mir von einer Japan-Urlauberin berichten lassen, was wir noch alles so lernen können: »Zuerst kommt die Firma, dann die Familie.« ist mir neben vielen weiteren Details im Kopf geblieben. Aber dass zahlreiche Menschen mit einem viel zu hohem Arbeitsdruck offenbar nicht klarkommen, teilt diese riesig hohe Zahl von Suiziden (allein im vergangenen Jahr) mit.
Die japanische Regierung hat nun verlautbaren lassen, dass sie sich diesem Problem per verbesserter Gesetzmäßigkeiten annehmen wird. Das Interessante dabei: das Problem ist schonlange bekannt und die Regierung ist schon einmal aktiv geworden.
Im Buch »Silicon Germany« von Christoph Keese findet sich ein Interview, geführt im Porsche-Werk. Dort berichtet man offen, dass es eine Zeit gab, in der es wirtschaftlich nicht ganz so gut ausgesehen hat und wie stolz man sei, das japanische »Kaizen« erfolgreich integriert zu haben.
Perfektionismus kann man bis ins Unendliche treiben. Bitte nicht falsch verstehen – selbstverständlich ist es wichtig, dass bei einem Auto die Bremsen zuverlässig funktionieren, aber an der Perfektionierung grundlegender Funktionserfüllungen wird ja nicht unbedingt gewerkelt. Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess zu immer höherer Qualität bei gleichzeitiger Kostensenkung soll die Veränderung zum Besseren bewirken. Wenn das aber beispielsweise in eine geplante Obsoleszenz ganzer Baugruppen ausufert, die »optimiert« werden, damit kostensparend bzw. gewinnbringend bestimmte Bauteile ein genau vorherbestimmtes Lebensalter erreichen, oder wenn es nun gar nicht mehr geht zu optimieren, na dann muss eben an der Software gedreht werden, damit sich der Schadstoffausstoß eben doch in Grenzen hält, trotz gesteigerter PS-Zahlen bei verringertem Hubraum, steht dann der Aufwand und Nutzen für Verbesserungen in solch einem Verhältnis, dass Menschen solche Konsequenzen ziehen?
Dann lieber doch den Blick vielleicht nicht nur ins Detail richten, sondern gern immer einmal das Ganze betrachten? »Wie gelange ich am effizientesten von A nach B« zum Beispiel? Oder: »Ist es überhaupt notwendig, dass ich jetzt 1 Liter Milch hole und dabei 1,5 Liter Kraftstoff verbrauche?«
Unsere Welt scheint wirklich sehr speziell zu sein, wenn man sich überlegt, wie viele Menschen Arbeit suchen und gleichzeitig auch gerade hier in Deutschland Burn-out-Syndrom, permanenter Kopfschmerz und Rückenbeschwerden vielfach auf den Arbeitsalltag zurückgeführt werden, aber warum sollten wir es uns einfach einfach machen, wenn’s denn auch kompliziert geht?
Und damit es keine Fake-News gibt: Das hier sind Stock-Fotos. Das tolle letzte Bild stammt vom Fotografen »Foundry« aus den USA • www.pixabay.com/de/users/Foundry
Und der Roboter-Mann von oben stammt von »Alexas Fotos« derselben Plattform www.pixabay.com/de/users/Alexas_Fotos